Immer mehr Gemeinden und Städte entdecken derzeit die Gemeinwohl-Bilanz, um sich und ihre Region nachhaltig und zukunftsorientiert auszurichten. Ihre Eigenbetriebe spielen dabei eine Schlüsselrolle.
Seit wir die weltweit ersten kommunalen Unternehmen bei der Erstellung ihrer Gemeinwohl-Bilanzen begleitet haben (leben&wohnen, Stadtentwässerung Stuttgart), ist viel passiert: Dem Stuttgarter Vorbild folgten Städte wie Mannheim, Marburg und Konstanz. Weitere haben in den vergangenen Wochen die Gemeinwohl-Bilanz auf ihre politische Agenda gesetzt.
Neue Fragen für Unternehmen
Die Bewegung in den Regionen strahlt aus ins ganze Land und letztendlich auch in die Welt. Denn mithilfe von Gemeinwohl-Bilanzen ihrer Eigen- und Beteiligungsunternehmen gehen die Kommunen verbindliche Schritte in Richtung Klimaschutz und globale Gerechtigkeit. Sie werden damit zum Vorbild und zu zentralen Impulsgeberinnen des Wandels. Wenn das Pariser Klimaabkommen mit dem Ziel, die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, noch erreicht und globale Gerechtigkeit wirklich hergestellt werden soll, sind schnell große Veränderungen nötig. Die Gemeinwohl-Bilanzierung ist hierzu ein wichtiges Instrument.
Am Anfang einer Gemeinwohl-Bilanzierung steht immer eine ausführliche Bestandsaufnahme in der sich ein Unternehmen meist zum ersten Mal mit Fragen beschäftigt, die bislang für den Geschäftsablauf nicht relevant schienen: Welche Auswirkungen hat unser Handeln auf Lieferant*innen? Wie ethisch ist unsere Finanzierung? Wie groß ist unser ökologischer Fußabdruck? Wie gut beteiligen wir Mitarbeitende an Entscheidungen? Nicht alles können Unternehmen bei der ersten Bilanzierung zufriedenstellend beantworten. Doch da die Gemeinwohl-Bilanz den aktuellen Status nicht nur bewertet, sondern gleichzeitig konkrete Vorschläge macht, entstehen Impulse für künftige Veränderungen.
Kommunale Betriebe werden zu Vorbildern
Eine Besonderheit kommunaler Eigen- und Beteiligungsbetriebe ist ihre Schnittstelle zum politischen Willen: Die Kommune bestimmt durch ihre Vorgaben meist das Einkaufsverhalten ihrer Unternehmen. Und hier stehen bislang die Wirtschaftlichkeit und nicht die ökologischen und sozialen Auswirkungen an erster Stelle. Dabei sind die Unternehmen wichtige Einkäufer*innen und beeinflussen durch ihre Nachfrage die Herstellungsprozesse auf der ganzen Welt. Die Fragen der Gemeinwohl-Bilanz setzen somit einen Dominoeffekt des Guten in Gang und sorgen dafür, dass Aspekte des Wirtschaftens thematisiert werden, die bislang nicht auf der Agenda waren, die aber entscheidend dafür sind, in welcher Welt wir leben – und welche wir unseren Kindern hinterlassen.
Kommunale Unternehmen haben die Chance, sich in den nächsten Jahren zu Vorbildern der Transformation zu entwickeln und zu beweisen, dass Wirtschaftlichkeit auf der einen und Fairness und ökologisches Bewusstsein auf der anderen Seite im guten Gleichgewicht sein können. Eine systematische Gemeinwohl-Bilanzierung hilft dabei, alle Aspekte progressiver Unternehmensführung in den Blick zu nehmen.
Ist das für Ihre Kommune interessant? Nehmen Sie Kontakt zu uns auf.
In den nächsten Beiträgen:
- (2) Potenziale entdecken
- (3) Wie Image und Organisationskultur profitieren
- (4) Der Bilanzierungsprozess
- (5) So bewertet die Gemeinwohl-Bilanz